Bodensee-Vergissmeinnicht & Co

Bodensee-Vergissmeinnicht
Die Polster des Bodensee-Vergissmeinnicht ducken sich dicht an Kieselsteine - Foto: NABU/H. Werner

Früher schwärmten viele Leute vom blauen Band am Bodensee. Gemeint waren damit die zahlreichen Vorkommen des heute extrem selten gewordenen Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri).

 

Im Frühjahr überzog diese zierliche, in Polstern wachsende Vergissmeinnicht-Art wie ein blaues Band ganze Uferpartien. Heute ist es selten geworden - aber es gibt noch Bestände, die vom NABU-Bodenseezentrum in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Bodenseeufer (AGBU) betreut und gepflegt werden.

 

Kostbarkeiten zwischen Land und Wasser

Das Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri) gehört zu der so genannten Strandschmielen-Gesellschaft (Deschampsietum rhenanae), einer hochgradig gefährdeten Pflanzengesellschaft, die zu den so genannten Strandrasen gezählt werden.

 

Diese Pflanzengesellschaft ist optimal an die jährlichen Wasserstandsschwankungen des Bodensees angepasst. Durch ihren niedrigen Wuchs, die Bildung von Ausläufern und die Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung, überstehen die dazugehörigen Pflanzen selbst eine alljährliche sechsmonatige Überflutung, ohne Schaden zu nehmen!

 

Die Charakterarten der Strandschmielen-Gesellschaft sind:

- Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri)

- Strand-Schmiele (Deschamsia rhenana)

- Strandling (Littorella uniflora)

- Ufer-Hahnenfuß (Ranunculus reptans)

 

Europaweit einzigartig

Nur wenigen Menschen bekannt, zählt diese Pflanzengesellschaft zu den größten botanischen Kostbarkeiten am Bodensee.  Die beiden zugehörigen Arten Bodensee-Vergissmeinnicht und Bodenseeschmiele kommen weltweit (fast) nur noch hier vor! Deshalb gehören Sie zu den am stärksten bedrohten Arten in Mitteleuropa.  Deutschland trägt somit eine besondere Verantwortung zum Erhalt dieser Bodenseeufer als Lebensraum dieser endemischer Arten.

 

Gründe für den Rückgang

Heute sind leider nur noch 10 - 20 % der ursprünglichen Bestände der Strandrasen erhalten. Der starke Rückgang im 20. Jahrhundert war bedingt durch folgende Entwicklungen:

  • Uferverbauungen
  • Nährstoffanreicherung des Bodensee
    Konkurrenzpflanzen können sich ausbreiten und die weniger durchsetzungfähigen Strandrasenarten verdrängen
  •  stärkere Freizeitnutzung der Ufer
    Mäßige Trittbelastung ist für die Pflanzenarten kein Problem, intensiver Badebetrieb oder das Ausufern von wilden Grillplätzen ist jedoch problematisch.

Maßnahmen zum Schutz

Um die konkurrenzschwachen Uferbewohner zu fördern, werden Konkurrenzpflanzen und Schwemmgut entfernt.

 

Glücklicherweise konnten sich die Bestände in den letzten Jahrzehnten durch regelmäßige Kontrollen, Schutz- und Pflegemaßnahmen sowie durch die gezielte Information der Bevölkerung etwas erholen. Vor allem die Entwicklung des Bodensee-Vergissmeinnichts lässt hoffen.


Beobachtungtipp

Wer sich diese faszinierende Pflanzengesellschaft einmal aus nächster Nähe ansehen möchte, hat folgende Möglichkeiten:

   -        Strandrasen-Pfad am Strandbad Hörnle in Konstanz: durch die AG Bodenseeufer (AGBU) eingerichtet

  -         Wuchsort am Kiesufer des Campingplatz Hegne

Bitte seien Sie vorsichtig beim Betreten der Ufer, pflücken keine Pflanzen ab und lassen keinen Müll zurück! Entzünden Sie auf keinen Fall ein Lagerfeuer am Ufer. Bringen Sie statt dessen einen Grill mit – oder noch besser: Feiern Sie an dafür ausgewiesenen Orten mit fester Feuerstelle.

Download
Infoflyer Strandrasen AGBU
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Die Charakterarten im Kurzportrait

Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri)

Kennzeichen:

Höhe: 2–10 cm
Blütenfarbe: rosa bis azurblau
Blüte: April bis Mai

Besonderheiten:

Endemische Art des Voralpenraums

Kommt nur noch am Bodensee und am Starnberger See vor.

 

Bestände am Lago Maggiore sowie Genfer- und Luganersee sind erloschen

Schutzstatus:

Vom Aussterben bedroht, Rote Liste Deutschland 2018; Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Anhang II und IV; Deutschland hat besonders hohe Verantwortlichkeit für den Erhalt der Art



Bodensee-Schmiele (Deschampsia rhenana)

Kennzeichen:

Höhe: 20–50 cm
Blüte: Juni bis Juli

Besonderheiten:

 "Lebend gebärend" (Pseudoviviparie)

 

Die Blüten bilden keine Samen, sondern neue Graspflänzchen. Biegen sich die Blütenhalme um, wurzeln diese neu ein.

Schutzstatus:

Vom Aussterben bedroht, Rote Liste Deutschland 2018



Strandling (Littorella uniflora)

Kennzeichen:

Höhe: 2–10 cm
Blüte: Mai bis Juni

Besonderheiten:

Pflanze sieht mit seinen schmal-linealen Blättern auf den ersten Blick wie ein Gras, gehört aber zu den Wegerichgewächsen.

Schutzstatus:

Stark gefährdet, Rote Liste Deutschland 2018



Ufer-Hahnenfuß (Ranunculus reptans)

Kennzeichen:

Höhe: 5–20 cm

Blütenfarbe: gelb
Blüte: Mai bis Juni

Besonderheiten:

Blätter schmal-lineal oder lanzettlich.

 

Kommt in Baden-Württemberg nur noch am Bodensee vor.

Schutzstatus:

Stark gefährdet, Rote Liste Deutschland 2018